Gedanken zum Sonntag Misericordias Domini
Erster Petrusbrief 2,21b-25: Weil auch Christus für euch litt, euch hinterließ er das Vorbild, damit ihr seinen Spuren folgt. 22Der nichts Übles getan hat, keine List kam aus seinem Mund, 23der geschmäht wurde, aber selbst nicht schmähte, er litt und drohte nicht, überließ es Gott, für Recht zu sorgen. 24Der unsere Verfehlungen selbst an sich trug, an seinem Körper bis zum Kreuz, damit wir leben sollen, um zu tun, was gerecht ist, weil wir getrennt sind von allem, was verfehlt ist. Durch seine Striemen seid ihr geheilt. 25Denn ihr wart verirrt wie Schafe, aber nun habt ihr euch dem Hirten zugewendet, der euer Leben behütet.
Wir haben jetzt einen neuen Bischof, Tobias Bilz : Ja, ihn kann ich mir als Hirten vorstellen: wie er allein, ziemlich hilflos, aber mutig zur Andacht jeden Abend im Livestream singt und gute Worte findet – und gestern im Dom zu Meißen begleitet von einer kleinen Schar zur Einführung begleitet wurde, und nur die vorn Agierenden warnen im Talar ... im Kontrast zur letzten Einführung vor fünf Jahren, wo die Pfarrpersonen der gesamten Landeskirche im Talar verpflichtet worden sind ...
Ja, es sind andere Zeiten. Heute hab ich sogar das Gefühl, wir alle sind wie die Schafe: rennen hin und her, die einen hören auf die Virologen, die andern auf die Verleugner „Das ist kein gefährliches Virus, alles nur autoritäre Politik“, die andern rennen verängstigt in eine Ecke und trauen sich nicht mehr raus.
Wo ist der Hirte, der sagt, wo’s langgeht? Der uns beschützt in dieser Krise? Auf welche Stimme sollen wir hören? Mundschutz ja oder nein, Angst berechtigt oder übertreiben? Wo ist der Hirte, der sagt, wo’s langgeht?
Christus hinterließ uns das Vorbild, damit wir seinen Spuren folgen.
Also da geht´s lang: Christus folgen. Das heißt, sein Kreuz auf sich nehmen, die Last des Lebens tragen für die andern, damit sie leben können.
So wie es die vielen Frauen und Männer in Krankenhäusern, Heimen, im Supermarkt und in den Behörden, die auf einmal funktionieren, wie wir es ihnen gar nicht mehr zugetraut hätten. Plötzlich sind die Systemrelevant, die sonst kaum beachtet sind. Plötzlich tragen die die Last des Lebens, die nicht zu den Hirten unserer Gesellschaft zählen. Sie kümmern sich um die, deren Leben bedroht ist. Sie sehen das Leid und stellen sich der Herausforderung. Sie tun, was sie können und das oft bis zum Umfallen. Aber sie können es nur, wenn wir sie entsprechend unterstützen und wertschätzen.
Das ist Nachfolge. Und in dieser Nachfolge sind sie Schafe, zugleich Hirten. So wie Christus, der sich für die Menschen hingab und zugleich derjenige ist, dem wir nachfolgen. Christus folgen heißt das Kreuz tragen, aber dabei hochsehen zu dem, der das Kreuz überwunden hat. Wir sind nicht die schwachen Schafe, die den Herren dieser Welt hinterherlaufen müssen, sondern wir sind die, die Christus nachfolgen: Gottes Macht ist in den Schwachen mächtig – das bekommt in diesen Tagen eine ganz andere Bedeutung.
So wie vieles, was wir in diesen Tagen anders sehen und wahrnehmen. So wie viele Ostern die Glocken bewusster hörten, als die Kirchen geschlossen waren. Die Glocken, die zum Gebet rufen und uns Gott nahe bringen.
Im Gebet und in Christus sind wir vereint, was immer auch geschieht, denn GOTT ist mein Hirte. Amen
GEBET
GOTT ist mein Hirte, deshalb bitten wir dich:
für die Menschen, die Hirtenaufgaben übernehmen in dieser Welt.
Wir beten für Frauen und Männer,
die aufopferungsvoll arbeiten in dieser Krisenzeit.
Steh ihnen bei ihren schweren täglichen Aufgaben bei.
Bewahre sie vor Überforderung und Ansteckung.
Wir beten für unsern neuen Bischof Tobias Bilz, der gestern in das Hirtenamt eingeführt worden ist –
dass er uns ein guter Hirte sei, dem wir vertrauen können und der unsere Kirche gut führt.
Wir beten auch für die Menschen,
die Hirtenaufgaben in politischen Ämtern übernehmen und öffentliche Verantwortung tragen:
Gib ihnen deine Heiligen Geistkraft.
Inspiriere Sie mit Deiner Stimme als guter Hirte,
der alle Verlorenen sucht und niemanden aufgibt.
Wir beten für die, die jetzt allein sind und sich nach anderen sehnen,
die gern in einer Herde wären – lass sie unser Mitgefühl und unsere Liebe spüren.
Bleiben Sie behütet!
Ihre Pfarrerin Antje Hinze
Jahreslosung 2024
"Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe"
1. Korinther 16,14