Immer bauen an der Kirche

Immer Bauen an der Kirche - Quelle Kirchspielbrief 2023 08/09

Ende des 17. Jahrhunderts war für die noch nicht einmal 100 Jahre alte Kirchgemeinde und ihre Gläubigen die Schlosskapelle zu klein geworden. Die Kirche wurde in den Jahren 1699 bis 1703 zu ihrer heutigen Größe und Form erweitert. Bei einer Längsausdehnung von 24 m und einer Breite von reichlich 12 m belegt sie eine Fläche von fast 300 qm. Die Decke wölbt sich in 9 m Höhe über das Kirchenschiff, für eine damalige Dorfkirche ein gewaltiger Bau. In der Schlosskirche finden ca. 400 Personen Platz, 250 im Schiff und etwa 150 auf den Emporen. Der Kirchturm streckt sich inkl. Turmkreuz 36,5 m in die Höhe. Die Spitze befindet sich damit auf derselben Höhe wie der Marktplatz in Kreischa.

Initiiert wurden die Kirchenbauarbeiten von Gotthelf Friedrich von Schönberg (1631 bis 1708), der 1692 das Rittergut Oberlockwitz erworben hatte. Schönberg war am Hof des Kurfürsten Johann Georg II. Obersteuereinnehmer und zur Zeit des Kirchenbaus unter Friedrich August I. (dem Starken) Direktor des Obersteuerkollegiums.

An der Kirche wurde gemauert und gemalt, das Dach neu gedeckt, Fenster eingesetzt, eine Turmuhr eingebaut. Maurer-, Zimmerer-, Glaser-, Klempner- und eine Vielzahl anderer Arbeiten waren nötig.

Im Lockwitzer Kirchenarchiv hat ein Extrakt über die Baukosten der Erweiterung die Zeiten überdauert und zeigt anschaulich, dass die Finanzierung damals so knifflig war wie heute und nur gemeinsam gelang. Die gesamten Baukosten Betrugen 4103 Taler 7 Groschen 7 Pfennige. Von dieser Summe wurden 3225 Thaler 13 Groschen 5 Pfennige aus dem Kirchenvermögen genommen, einen Betrag von 636 Thalern 2 Pfennige hat Herr von Schönberg aus seinem Vermögen dazugegeben, 180 Thaler haben die Untertanen der Lockwitzer Rittergüter gespendet und 61 Thaler 18 Groschen gaben andere mildtätige Christen für den Kirchenbau.

Außerdem sind vom »Herrn Geheimden Rath und Praesidenten von Schönberg, alß Collator zum Kirchenbau in Lockwiz beygetragen worden« 150 Thaler laut Rechnung von 1699, 155 Thaler laut Rechnung von 1700, 100 Thaler laut Rechnung von 1701, 304 Thaler 18 Groschen laut Rechnung von 1702. Das ergibt noch einmal eine Summe von 709 Thalern 18 Groschen.

Mit dieser Geldmenge wären die seit der Deutschen Einheit durchgeführten Restaurierungsarbeiten niemals realisierbar gewesen. Mit heutiger Kaufkraft verglichen sind das ca. 320.00 Euro. Seit 1990 wurden an der Schlosskirche 1,6 Mio Euro "verbaut". Allein die Dacherneuerung und die Sanierung der Fassade kosteten 380 Td. Euro.

Quelle: historische Akte Nr. 460 aus dem Kirchgemeindearchiv

Text: Birgit Vadersen, Cornelius Neumann

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